Der Einfluss und die Nutzungsgebiete von KI wachsen immer weiter und vor allem in der Finanzbranche spielt Künstliche Intelligenz eine wichtige Rolle. Dr. Kevin Yam, Chief Innovation and Technology Officer der coeo Group, erklärt, wie coeo und andere Unternehmen KI-Modelle in ihre Geschäftsstrategien integrieren, wie dabei ethische Ziele gewahrt werden können – und wie sich das Thema KI in den nächsten Jahren entwickeln wird.
Dr. Kevin Yam: Das Thema KI hat in der Inkasso-Branche eine relativ lange Historie. Die ersten Anwendungsfälle von KI, Data Science und Machine Learning, gibt es in den Bereichen Kundensegmentierung und Optimierung der Kundenansprache, aber auch bei Predictive Analytics - also wie ich das Zahlungsverhalten des Kunden im Inkasso-Prozess oder im Forderungsbeitreibungsprozess vorhersagen kann. Das sind alles Themen, die auch bei coeo schon implementiert wurden.
Im Bereich generativer KI sprechen wir aktuell und auch zukünftig von viel tiefer liegenden und disruptiven Anwendungen. Da geht es zum Beispiel um das Integrieren von Voicebots und Chatbots mit einer hohen Dialogfähigkeit auf Basis von generativer künstlicher Intelligenz.
Dr. Kevin Yam: Ganz unabhängig von künstlicher Intelligenz ist die Grundlage ein gewisser Wertekodex, zu dem man steht und dem man sich immer wieder bewusst wird. Aus technischer Sicht geht es darum, die Genauigkeit von KI-Modellen zu testen, insbesondere im Bereich generativer KI, die intrinsisch in der Technologie verankert ist und eine etwas höhere Kreativität und Zufälligkeit hat, als statischere KI-Anwendungen aus der Vergangenheit.
Hier geht es darum, ein Risikomanagement und ein umfangreiches Testing zu integrieren. Man spricht dann auch von KI-Risikomanagement-Systemen, die schon während der Entwicklung solcher KI-Awendungen als eine Art Compliance Pipeline implementiert werden. Damit das, was entwickelt und mit welchen Daten so ein Modell trainiert wird, festgehalten und dokumentiert und einem Revisionsprozess während und nach der Entwicklung unterzogen wird.
Dr. Kevin Yam: Ich glaube, dass die Entwicklungen im Bereich generativer Künstlicher Intelligenz noch kaum abzusehen sind. Wir sehen jetzt schon tiefgreifende Fortschritte wie die großen Sprachmodelle, die von Hyperscalern wie Google, Microsoft oder OpenAI als Plattformlösung angeboten werden. Es gibt aber auch sehr viele frei verfügbare Open Source Modelle, auf deren Basis eine Vielzahl von Organisationen und Unternehmen individuell angepasste Lösungen entwickeln. Es kann gut sein, dass dort eine gewisse Konsolidierung stattfinden wird und dass sich bestimmte Technologien, Modelle und Plattformen für verschiedene Anwendungen als Best Practice herauskristallisieren.
Ich glaube, dass in der nächsten Zeit sehr viel passieren wird und wir im Laufe von 2024 und 2025 bereits wahnsinnige technologische Fortschritte sehen, die zu noch zielgerichteteren und adäquateren Anwendungen führen werden. Insbesondere im Bereich Forderungsmanagement kommt das Thema Conversational AI auf - KI, die in der Lage ist, mit Kunden Gespräche und Dialoge über einen Voicebot oder Chatbot zu führen sowie einen sehr tiefen Detaillierungsgrad und eine relativ komplexe Dialogfähigkeit hat. Ich glaube, das wird bei uns, aber auch in anderen Bereichen der Finanzbranche, sehr relevant sein.
Wenn man wirklich in fünf Jahren guckt, werden wir da eine Revolution sehen und vieles, was wir als selbstverständlich erachten, wird sich nochmal ein Stück weit transformieren.
Dr. Kevin Yam: Wir haben lange darüber nachgedacht, wie wir diesen Vortrag strukturieren, weil es ein sehr komplexes Thema ist. Es wird darum gehen, dass wir Einblicke in die Zukunft des Inkassos bieten und wie generative KI die Branche neu definieren kann.
Titelbild: © Kevin Yam / coeo Group